Vorsätze 2018 … Überraschiiiii

Der Jahreswechsel, auch wenn es sich nicht so anfühlt, ist zum Greifen nah. Wie jedes Jahr versuche ich das Vorjahr in Worte zu fassen. Meistens so für mich, selten für Andere. Natürlich versuche ich mir Ziele zu setzen, die ich 2018 erreichen möchte. Um ehrlich zu mir zu sein, müssen sie natürlich umsetzbar sein, sonst endet 2018 frustriert und ich mag es doch so gerne Dinge von Listen zu streichen. Um mir meine Vorsätze besser vor Augen zu führen, habe ich sie aufgeschrieben und an den Kühlschrank geklebt.

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Aber wenn wir ehrlich sind ist das der Ort den ich am zweithäufigsten aufsuche und würde ich die Liste an den Fernseher kleben, wär das mit dem Binge Watching irgendwie nicht mehr so ganz geil. Nun ja.

Einer meiner Vorsätze lautet, dass ich weniger Fick auf Andere geben soll. Das klingt jetzt erstmal nicht wirklich nett, man könnte sogar sagen egoistisch. Doch so ganz ist es nicht, wie es auf den ersten Blick wirkt.

Eine Sache, die zumindest in meinen Augen unser aller Jahr 2017 geprägt hat, war das Thema „Selbstliebe“. Wie man vielleicht weiß, habe ich dazu eine gespaltene Meinung. Doch in eine ähnliche Richtung, nicht die gleiche, geht mein Vorsatz. Der ist eher die der Art „Selbstoptimierung“. Nur das man dazu keine App braucht oder ein seltsames Band um das Handgelenk, welches einen bei jedem Schritt und Tritt überwacht. Aber ich schweife schon mal wieder ab.

2017 war das Jahr in dem ich viel mit anderen Menschen auseinandergesetzt habe. Im Positiven, wie im Negativen. Manche Menschen haben mich mit ihrer Art und ihrem Leben so sehr beschäftigt, dass ich zum Teil nicht mehr richtig schlafen konnte. Ich war immer wieder hin und her gerissen zwischen dem Wunsch zu helfen oder zumindest laut zu schreien… oder auch vielleicht es auf sich beruhen zu lassen. So könnte man nun behaupten wie nett ich doch bin, ich krasser einfühlsamer Mensch. Doch ich habe mich stunden-, tage-, wochenlang mit Problemen von Menschen beschäftigt, die mich nichts angehen und die ich meist auch einfach gar nicht lösen kann.

Ich möchte hier bitte dringendst differenzieren. Menschen, die in meinem Umfeld sind und die ich als Familie und/oder Freunde bezeichne beschäftigen mich auch. Doch der Unterschied ist, dass dies im Dialog passiert. Ich sitze nicht grübelnd in meinem Wohnzimmer, bemitleide Person A und überlege mir, wie man der armen Seele doch helfen könnte.

Als ich nun also ein bisschen über das Jahr 2017 grübelte, wurde mir irgendwann bewusst, dass ich das alles machte um mich von mir selbst und meinen offensichtlichen Problemen abzulenken. Jedes Mal wenn ich besorgt auf dem Balkon saß und den Wolken beim Wandern zusah, musste ich mich in keiner Weise mit mir und meiner Fehlbarkeit auseinandersetzen. Und so türmte sich vor mir, unübersehbar aber doch möglich zu ignorieren, ein riesiger Haufen Scheiße, der mein Namensschildchen trägt.

Ich habe in höchstem Maße Selbstbetrug betrieben. Ich habe Unbeteiligte vorgeschoben. Ich habe, statt mich meiner Probleme zu stellen, diese mit unnötigen Gedanken-Konstrukten wegprokrastiniert. Damals in Psychologie lernte ich, dass man negative Angewohnheiten, sogar Zwänge, positiv verpacken kann. Aus einem Waschzwang wird dann ein „Guck mal wie reinlich ich bin.“ Und alle so Yeah! Ich badete mich in dem Leid und Fehlverhalten Anderer und verpackte das als „Ach was sorge ich mich doch um mein Umfeld, ich megaguter Gutmensch.“

Doch damit muss aufhören. Ich muss mich doch erst meinen Problemen und meinem Fehlverhalten stellen und mich damit auseinandersetzen, bevor ich anderen auch nur ansatzweise sagen kann, wie sie was besser machen könnten. Wenn überhaupt. Ja, nicht jede Hilfe wird erfragt. Manche Menschen schicken Signale und man muss oft ganz intensiv hinhören um sie zu hören. Doch ich sollte aufhören mich mit Themen und Menschen zu belasten, die mich einen Scheißdreck angehen. Eben weniger Fick auf andere Menschen geben. Nicht auf dich oder auf dich oder auf dich aber ganz, ganz, ganz, ganz sicher auf dich!

Natürlich fange ich damit jetzt schon an. Ich versuche es zumindest. Meine Liste für 2018 am Kühlschrank ist der erste Schritt. Und vielleicht kann ich  dann zum Jahreswechsel zu 2019 endlich auch mal das Feuerwerk sehen. Bisher hat das nämlich immer ein Scheißehaufen mit meinem Namensschild daran verdeckt. Mir war es bisher nur immer egal.

Wenn die Gläser leerer werden

Wenn die Gläser leerer werden, dann werden die Stimmen lauter. Die Musik, nur noch ein Brei aus Tönen, der kandiert ist, mit dem Grölen der vollen Menschen. In dir drin, ganz tief drin, wird es immer leiser. Du willst plötzlich Weltgeschehen bereden und dich belesen und wissen oder zumindest nur ahnen, wie es wohl sein muss, nicht du zu sein. Doch alles was dir bleibt ist die Coverband, die Rammstein pumpt und alles um dich herum glüht. Dein Gesicht, verzerrt, auf den Fotos. Deine Wange an der eines alten Mannes und alles was er will ist nicht alleine sein. Man feiert sich, den Moment und das Gefühl von nie enden wollen. Doch eigentlich läuft man nur weg vor dem Unausweichlichen. Wenn die Gläser leerer werden und die Menschen immer voller, dann will man mehr sein, als nur ein betrunkener Gedanke, der sich anfühlt wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Denn wenn die Gläser leerer werden, dann traut man sich auch Stimmen zu wählen, die sonst schweigen. Aber eigentlich, ja eigentlich, da werden eben doch nur Gläser leerer und Köpfe schwerer und am Ende, ja am Ende, ist man sich wieder ein Stück ferner als zuvor.

Triggerwarnung

Frohes Neues! 2017! Fuck yeah! Es wird alles besser und großartiger und überhaupt… wir werden alle awesome sein… bullshit!!!!

Nichts wird besser. Nicht weil wir es nicht verdient hätten, sondern weil wir daran die Schuld tragen. Wir sind alle verdammte Hurensöhne. Nichts gegen eure Mütter, die sind super… doch wir sind Hurensöhne. Wie wir uns freuen, wenn wir einmal im Monat ein einziges Produkt im Supermarkt kaufen, auf dem ein BIO abgedruckt ist. Dann haben wir unseren Beitrag geleistet. Wir haben die Welt verbessert.

Ich steh an der Kasse und freu mich nen Keks, wenn die nette Dame fragt, ob ich eine Plastiktüte will. Nein, my dear, ich packe die in Indien zusammengenähten Kleidungsstücke, die ich auf keinen Fall brauche, weil ich einen Schrank voll davon zu Hause habe, gerne in meinen von Kinderhänden zusammengefummelten Rucksack, der mehr gekostet hat, als die in nem Monat verdienen. Ich rette damit nämlich die Welt. Mit dem Verzicht auf Plastiktüten. Ich bin ein verfickt guter Mensch. Ey und wirklich. Wenn ich zu Primark gehe, die Sachen, die ich da kaufe, die trage ich auch. Nicht wie diese youtube-Schnallen, die einfach nur kaufen um dann ein Video davon zu machen und alles danach in den Altkleidercontainer ballern. Ich bin ein guter Primark-Konsument. Schör!

Natürlich ist der Verzicht auf eine Plastiktüte dem toten Schwein egal, was sein Leben lassen musste für den Schinken in meinem Kühlschrank aber hey, die arme Sau. Das Leben was es bisher hatte war doch echt nicht lebenswert. Vielleicht war das ganz froh getötet zu werden. Sterbehilfe, sozusagen. Und hab ich schon erwähnt, dass die Gurke da in dem Salat voll krass BIO ist. Ok. Derzeit ist keine Gurkenzeit und das Zeuch kommt ausm Ausland und musste extra für mich hier her gekarrt werden, aber besser als die Gurken die nicht so öko sind.

Und überhaupt. Ich kaufe ja jetzt Waschmittel und so Zeug nur von der ökologischen Sorte. Weil ich will ja meinen Teil dazu beitragen, dass das Wasser nicht zu sehr belastet wird. Sogar den Weichspüler. Da ist ein niedlicher kleiner Frosch drauf. Die dürfen so ein Tier sicher nicht auf was drucken, was nicht gut ist für die Umwelt. Wie, ich könnte einfach weniger Klamotten haben und die weniger waschen und dadurch weniger Wasser verbrauchen? Ja also ne… find ich voll krass wenn Menschen das können so mit diesem Minimalismus und so aber mein Ding ist das nicht, weil ich brauche ja schon ne Auswahl und manchmal ist mir halt nach dem einen Teil, welches seit drei Jahren unberührt im Schrank lungert. Ganz sicher.

Wir sind Hurensöhne. Jeder für sich. Jeder auf seine Art. Der eine mehr, der andere weniger. Es gibt diese schwindend kleine Anzahl an Menschen, daran glaube ich ganz fest, die es ändern könnten. Die als realitätsfremde Spinner in eine Schublade gestopft werden und da hocken sie dann und wollen doch einfach nur ihren Beitrag leisten.

Außerdem… hab ich schon erwähnt, dass ich spende. Ja! So richtig mit Geld und jeden Monat und Dauerauftrag. Na gut. Ist das Geld, welches eigentlich an die Kirche gegangen wäre, aber ich bin aus der Kirche ausgetreten und da kann man das Geld, was man vorher schon nicht hatte, auch einfach einer einem absolut fremden Stiftung in den Arsch schieben. Dann kriegt man auch immer Post von denen. Was fühl ich mich dann beseelt, wenn ich die lächelnden Kinder auf den Fotos sehe. Ich habe meinen Beitrag geleistet. Ich Gutmensch!

Ich mag die Welt gerade nicht. Oder anders ausgedrückt. Ich mag die Welt, die Menschen darauf stören mich nur unglaublich. Mir eingeschlossen. Ich versuche mich zu verschließen. Weil ich es langsam nicht mehr ertrage. Diese Flut an Beschissenheit, die einem jeden Tag mit Hilfe jeglicher Kanäle ins Gehirn gewichst wird. Menschen bringen sich gegenseitig um, weil sie der Meinung sind, dass es das Richtige ist. Wir sind dann kurz betroffen, aber auch nur für bestimmte Menschen. Weil man kann ja nicht jeden Tag trauern, denn wusstet ihr, dass wenn Promis schnippen, in Afrika Kinder tot umfallen? Wir haben auch Angst. Plötzlich. Sogar ich. Für kurze Momente. Ich schäme mich. Wenn diese Ängste kommen. Rucksäcke. In der Bahn. Finde ich plötzlich völlig ungeil. Ich dummer Mensch. Das ist doch der Sinn dahinter. Ich falle drauf rein. Ertappe mich, reiße mich zusammen und starre dann weiter auf mein Handy, welches mir die letzte Fähigkeit klaut, mich länger als fünf Minuten daran zu erinnern, was ich eigentlich gerade für eine sinnfreie Suchanfrage bei google starten wollte.

Und dann gibt es diese Momente voller Freude. Sie sind einfach da. Ich bin glücklich mit dem hier und jetzt und erfreue mich an Menschen die gut sind zu mir und zu denen, die sie umgeben. Plötzlich fällt all die Schuld von mir ab und für einen kurzen Moment bin ich kein Hurensohn. Aber es sind eben nur diese kurzen Augenblicke, in denen ich nichts konsumiere. Keine Kleidung, kein Essen, keine Nachrichten, kein Nichts! Dann bin ich nur Mensch und voll OK.

Wir sind alles Hurensöhne. Haben Angst vor Schatten und vergessen dabei, dass diese zu uns gehören und nur unsere eigene Courage sind, vor der wir versuchen wegzulaufen.

2017! Wird super… oder beschissen. Muss jeder für sich entscheiden.

Großstadt > Dorf

Aktuell ein sehr wichtiges Thema in meinem Leben und auch sehr zukunftsweisend in besonderer Hinsicht ist das Thema Großstadt vs. Dorf/Landleben. Der werte Freund hatte sich vor zig Jahren in jugendlichem Leichtsinn gedacht „Hamburg… da sind die so viele coole Bands und Hip Hop-Menschen her, da muss ich hin..“, oder so. Und total awesome, dass er hier hergezogen ist, sonst hätten wir uns nie kennengelernt und LOVE und so bullshit. Aber nun ist der Tag gekommen, an dem wir vor einem Scheideweg stehen und man gucken muss wohin denn die fuckin Reise nunmal geht.

Ich komme vom Land. So richtig hart vom Land. Ich bin eins der wenigen Landeier, das keinen eigenen Führerschein ihr eigen nennen kann weil das Geld ist viel besser in Nietengürtel und Konzerte investiert, als in so nen dummen Lappen, der einem erlaubt ein motorisiertes Gefährt von Punkt A nach Punkt B (der zig Kilometer weit weg ist) zu dingsen. Also kenne ich die Abhängigkeit von Anderen, diesen verzehrenden Wunsch auszubrechen und die Stunden des Wartens auf den nächsten Bus, wenn denn überhaupt einer fuhr, weil es ist Wochenende und scheinbar wollen Dorfies nur unter der Woche in die nächstgrößere Stadt um dort zu arbeiten, weil was sollten sie denn sonst dort tun, sie haben es doch so schön hier mit Feuerwehr und der netten Kapelle und überhaupt, zur Kirche kann man auch zu Fuß laufen, wenn man sich nur dolle anstrengt.

Nach vielen Jahren der Dorf-Knechtschaft, zog ich nun nach Hamburg. Besser gesagt nach Harburg, was für die echten Hamburger nicht mehr dazu gehört, weil ist ja südlich der Elbe (FUCK OFF!!!!). Wenn wir Freunde in Niedersachsen besuchen, gibts immer das Freudenfäustchen, wenn wir wieder nach Hause fahren und das Schild sagt „Yo digga, biste wieder in Hamburg.“ Weil ich das hier mag. Und nun die Gründe, die gegen „eigenes Haus“, „eigener Garten“, „mehr Platz“ und den ganzen anderen Kram spricht, der rausgeholt wird, wenn es darum geht, dass man doch aufs Land ziehen sollte, weil viel schöner.

  1. Menschen

Wir haben hier Menschen. So viele, dass wir sie in Häusern in kleinen Wohnungen übereinanderstapeln müssen. Aber das ist OK. Denn wir sind uns egal. Erst nachdem wir einen Wasserschaden in unserer Wohnung bemerkten, der offensichtlich bis zu den Nachbarn ging, merkten diese vorsichtig an, dass es ganz nett wäre, wenn wir nicht um 3 Uhr Morgens unsere Wäsche waschen würden, weil das laut sei. Die wären nicht im Leben auf den Gedanken gekommen uns zu nerven. Weil man es als Großstädter nunmal einfach hinnimmt, dass 99% der Menschen, die einen umgeben, Arschkrampen sind. Und so ist es nicht nur mit Nachbarn. Auch die Leute, die mir in der Bahn gegenübersitzen und lautstark meinen ihren Jahresvorrat an Karotten wegzusnacken. Die seh ich nie wieder. Mit denen muss ich mich auseinandersetzen, weil sie irgendwann in den Weiten des Großstadtuniversums verschwinden und nichts bleiben als eine lästige Erinnerung. Auf dem Land ist es was Anderes. Man kennt sich. Und wenn man sich nicht kennt, dann wird trotzdem gesprochen. Übereinander. Das ist die welche und haste gesehen wie sie am Samstag noch um 12 Uhr Mittags mit der Schlafanzughose vor dem Haus rumgelaufen ist?! Ungekämmt!!! Man ist sich nicht egal. Zwar ignoriert man sich, wenn man sich trifft, oder man grüßt sich, wenn man Wochenends spazieren geht, weil es sonst nichts gibt, was man tun kann, außer seiner Familie auf den Sack zu gehen oder heimlich im Partykeller den Wodkavorrat leerzusaufen. Aber man spricht übereinander. Man hat Meinungen. Und die Meinungen, die gehen nicht weg, weil man eben nicht nach einer Station aussteigt und dann in die nächste Bahn steigt. Man hängt fest in seinem kleinen verfickten Scheiß-Universum und hat nunmal nicht anderes als sich und mit sich will man sich nicht beschäftigen als beschäftigt man sich dem was einen umgibt und das sind die Nachbarn, die den Rasen nicht mähen und das Unkraut nicht rupfen und viel zu laut sind oder zu leise, sonderbar einfach, weil nicht so wie man selbst.

2. Essen

In einer Idealvorstellung von Landleben hat man seinen eigenen Garten mit Kräutern und Gemüse und alles ist so schön und geil und man liegt masturbierend (wenn die Hecken hoch genug sind) zwischen den drallen Beeten und freut sich schon über die Instagramfotos die man posten kann von #healthyliving und #selfwattauchimmer. Aber ich will mir nicht mühselig mein Gemüse aus der Erde rupfen. Ich will es in kleinen Schälchen, nett portioniert vor die Tür geliefert bekommen, fertigt gegart mit einer unmenschlichen Portion Reis dazu und weil man sich mal was gönnt auch ne Flasche Wein oben drauf. Ich will die Auswahl haben. Asiatisch, indisch, italienisch oder doch einfach nur ein pampiger Burger? Wenn man Glück hat, dann hat man einen Liefertypen aufm Land. Der ist völlig überfordert und so eine Lieferung die dauert, weil er seine zig Kilometer zurücklegen muss. Vielleicht sind die Pizzen bei ihm geiler, weil keine Massenproduktion, aber wen interessiert das, wenn er nach einer Stunde vor Hunger den Kitt aus den Fenstern gefressen hat? Ich will Sushi und indisch. Ich will den Dönermann um die Ecke und um die Ecke und um die Ecke und verdammte Scheiße ich weiß gar nicht wo ich Döner essen will, wenn ich aus dem Haus gehe weil ich allein 3 Dönerläden in nächster Nähe habe. Und wenn ich ganz verrückt bin dann geh ich raus und geh in Burgerläden mit dem geilen Scheiß. Nicht die Mc King-Scheiße. Mit geilen Brötchen und auch die Currywurst am Kiez ist besser als alles was ich mir selber in meinen eigenen vier Wänden zusammenbrutzle. Ich kann essen wo ich will, wann ich will, was ich will. Ich muss nur meinen Geldbeutel zücken und vielleicht ein paar Meter laufen. Wenn überhaupt.

3. Veranstaltungen

Ich nehme an kaum welchen von diesen hippen Dingen teil. Diesen ganzen Stadtteilfesten auf denen man sich gegenseitig beschissen im Weg rumsteht, während einem die Soße von irgendeinem leckeren neuen veganen fancy Irgendwas aufs Shirt tropft. Doch ich weiß, dass es sie gibt. Und allein das Wissen darüber beruhigt. Kein Schützenfest, auf dem Jugendliche betrunken hinter die Pommesbude kotzen, sondern die guten Sachen. Früher waren solchen Feste ein Zwang weil man wollte raus und Alkohol. Jetzt braucht man das nicht mehr, weil das Angebot so groß ist, dass man sich nicht mehr schlecht fühlen muss, wenn man stattdessen die bequeme Jogger anzieht und sich einfach auf dem Sofa verkriecht. Man hat endlich mal keinen Zwang an irgendwas teilzunehmen. Man kann, aber man entscheidet selbst, dass man nicht will.

4. Kiosk

Supermärkte auf dem Land sind weit weg und man muss mit dem Auto hin und man muss immer alles auf dem Zettel haben was man braucht und was man will, weil nochmal raus ist voll anstrengend. Hier habe ich allein drei Kiosk in erreichbarer Nähe. Sie warten auf mich. Die netten Menschen da drin die mir Kippen und mein Bier verkaufen. Ich kann da rein, ungewaschen und völlig neben der Spur, weil es egal ist, denn nach mir kommen die Berufsalkis, die sehen um Welten schlimmer aus als ich. Im Supermarkt sehe ich nur die Nachbar. Die, die nett grüßen, wenn sie am Haus vorbeilaufen und dann sich das Maul darüber zerreissen, wenn die Haare fettig aussahen oder die Hose dreckig war. Wenn man oft genug einen bestimmten Kiosk besucht, dann grüßt einen der Besitzer schon von Weitem. Er nennt einen vielleicht sogar beim Namen und fragt einem wie es einem geht. Ist verwirrt, wenn man eine Weile nicht gekommen ist, macht sich vielleicht sogar Sorgen. Der Supermarkttante ist es egal, wenn man nicht kommt.

5. S- und U-Bahn

Ich kenne die Erfahrung, dass man mit dem Bus versucht auf dem Land ein Ziel zu erreichen. Nicht nur, dass die Busse nur alle heiligen Zeiten fahren und man, wenn man so einen Bus verpasst gerne mal eine Stunde warten darf. Wenn sie denn fahren, dann fahren die da gesamte Gebiet ab… alles… jeden Misthaufen… jeden verfickten Misthaufen. Hier in Hamburg bin ich schon überfordert, wenn eine Bahn länger als 5 Minuten auf sich warten lässt. Was fange ich nur an mit dieser Zeit????? Noch schnell eine rauchen gehen? Panisch hin- und herlaufen und mit den Händen fuchteln? Wenn man auf dem Land wo hinfährt, dann ist alles Minimum 40 Minuten entfernt. In Hamburg 20 Minuten. Immer. Egal wo man ist, egal wohin man will. Und ich mag den Geruch. Ich mag es, dass mir eine freundliche Stimme sagt, was die nächste Haltestelle ist. Auf dem Land sitzt du in so nem Bus und hast keine verfickte Ahnung wo du dich befindest und wann du rausmusst. Du musst den netten Busfahrer in seinem 80er-Jahre-Bus fragen ob er so nett ist dir mitzuteilen, wann du dein Ziel erreicht hast, denn du würdest es verpassen.

6. Wohnen

Wir leben hier in einer ziemlich übertriebenen Wohnung in Hamburg für zwei Personen. Man stelle sich vor dass diese Wohnung gedacht war als WG für drei Personen. Nun hat jeder, weil wir es verfickt nochmal können, jeder sein eigenes Zimmer und ein Schlafzimmer und ein Wohnzimmer und eine Küche in der noch ein Tisch für 4 Personen Platz hat und awesome!!! Wenn mir meine Nachbarn ab irgendeinem Punkt ganz derbe auf den Sack gehen würde z. B. der komische Spast, der meint rechte Parolen von sich geben zu müssen, während er volltrunken auf der Straße torkelt, dann suche ich nach einer neuen Wohnung, sage „Fick dich Gegend!“ und verpiss mich. Weil ich es kann. Weil ich keine Verantwortung habe. Wenn ich jedoch ein Haus kaufe und nebenan wohnt einer, der gerne mal tagelang die „Best of Landser“ auf hyperlaut spielt, dann bin ich am Arsch. Denn das Haus wurde gekauft, finanziert, vielleicht sogar hart renoviert… Fuck! Und man kriegt den Idioten ja nicht weg. Also muss man sich arrangieren. Aber das möchte man nicht. Ich würde sagen… kacke. Wenn ich hier wohne, dann muss ich das nicht. Ich kann, weil ich es will. Wenn da ein Haus ist, dann muss ich da leben. Und wenn es sich herausstellt, dass die gesamten Menschen in dem näheren Umkreis absolute Vollidioten sind, dann muss ich damit klarkommen.

Das sind die ersten Punkte die mir einfallen. Und klar sehe ich nur das Negative. Weil ich eine Abneigung gegen dieses „Land“ habe. Und natürlich könnte auch alles total geil sein, weil alles Menschen um einen rum voll nett und super und awesome aber eigentlich mag ich das so wie es jetzt ist. Genau so! ABER Liebe versetzt Berge und ich bin ja wohl kein Berg… und ich kriege ein Fahrrad! Freudenfäustchen!

Schlafende Pendler

Schlafende Menschen in der Bahn. Ich könnte sie stundenlang beobachten. Nicht weil sie lustig grunzen, mit weit geöffnetem Mund jede kleine Fliege inhalieren, die an ihnen vorbeihuscht, sondern weil sie etwas ausstrahlen, was mich beruhigt. Ich romantisiere den Moment, ich weiß. Die meisten Menschen schlafen in der Bahn ein, weil sie nunmal müde sind. Fünf Tage die Woche pendeln sie. Erst mit dem Auto zur Haltestelle. Dann eine Stunde in dem wackelnden Gefährt bis zum Ziel. Die Nacht zuvor wenig geschlafen weil Baby oder Party oder Gartenzaunstreichen bis der letzte Sonnenstrahl von der Nacht verschluckt wurde. Sie versuchen zu lesen oder zumindest einem Hörbuch zu lauschen. Die Müdigkeit haut ihnen mit einem Knüppel auf den Kopf. Doch mir sind diese Dinge egal. Ein schlafender Mensch strahlt Unschuld aus. Auch wenn die Träume in dessen Kopf morbide sein könnten, sie wären doch nur Träume und keine Realitäten, bei denen man vor Entsetzen die Hände über dem Kopf zusammenschlägt. Das Gesicht ist entspannt. Nicht jeder sieht dabei schön aus, doch man hat das Gefühl, dass all die Last, die auf den Schultern dieser Pendler sitzt, abgeworfen wurde. Zumindest für einen kurzen Moment. Sie vertrauen. Einfach so. Den Menschen um sich herum, dass sie ihnen kein Leid antun. Sie vertrauen ohne die anderen zu kennen. Das alles strahlen sie aus. Ich möchte es aufsaugen und mitnehmen. Nicht schlafend möchte ich entspannt, unschuldig und vertrauend sein, sondern wenn ich wach bin. Doch dann hört man Geschichten. Handtaschen, die aufgeschnitten wurden, während man schlief. Fest im Arm gehalten. Vertrauen an der falschen Stelle. Und wenn man schon nicht mehr darauf bauen kann, dass einem im Schlaf kein Leid zugefügt wird, wie soll man das, wenn man wach ist!? Also bleibe ich wach, hellwach. Misstraue, bin selbst ein bisschen verschlagen, verdecke meine Karten, auch wenn sie miserabel sind. Der Nacken verspannt und jeder Muskel in Warteposition um schnell aufzuspringen oder jemanden anzuspringen. Für einen kurzen Moment, da beruhigen sie mich. Die schlafenden Pendler. Ich verliere mich in der Unschuld ihrer Gesichtszüge und schmunzle, ohne Wertung, wenn sie schnarchen. Ob ich selbst in der Bahn schlafe? Ich bin doch nicht bescheuert. Da sitzen so Psychopaten. Die starren einen an und wollen einem nur Schlechtes. 
  

Betrunkene sind auch nur…

Betrunkene sind seltsam. Es ist unterschiedlich, sie sind unterschiedlich in ihrer Seltsamkeit.

Bei manchen hat man das Gefühl, dass ihnen mit jedem Schluck aus dem Glas ein noch viel größerer Brocken von ihrer Seele purzelt und sie endlich der Vollidiot sein können, der sie nun mal sind, so tief in sich drin. Sie trinken und reden, plappern, werden redselig und bei manchen möchte man sich, wie ein Kind, die Finger tief in die Ohren stecken und Sepultura-Songs brüllen, nur um nicht noch tiefer in deren Innerstes zu gelangen, dass glibberig und so völlig entblößt vor einem liegt und gestreichelt werden will. Sie bewegen sich komisch und beginnen plötzlich zu tanzen, zu Liedern, die sie hassen.

Früher gab es draußen nur Kännchen. Heute gibt es dort die Männer mittleren Alters, die sich zur Feier des Tages die billigsten Zigarillos des Kiosks gegönnt haben. Paffend stehen sie da, mit glänzenden Augen und glotzen damit den Frauen in ihren engen Kleidern auf die Titten und die Ärsche. Vergessen dabei Frau, Haus, Baum, Kind. Vielleicht sehnen sie sich danach jung zu sein, so wie früher, was vergessen ist, denn jetzt ist man Chef oder zumindest irgendein Leiter von einer Abteilung, einer Ressource oder vielleicht auch nur der Blitzableiter von einem anderen, der über ihm steht.

Die Frauen, mit ihren kleinen Fältchen, die sie jeden Morgen aufs Neue verfluchen, kichern albern, wenn sie trinken und die Männer mit den Augen an ihren Ärschen haften. Sie fühlen sich begehrt, ausnahmsweise. Zu Hause gucken sie heimlich Pornos, manche fassen sich dabei sogar an und schämen sich nicht mal dafür. Sie wollen gefickt werden, wie damals, als es OK war, für fünf Minuten in der Dorfdisko auf dem Klo zu verschwinden. Es war nie schön, der Orgasmus so weit weg, wie der Prinz auf dem weißen Ross, aber sie fühlten etwas dabei und wenn es nur die kalten Fließen auf dem Rücken waren.

Junge Dinger hopsen dazwischen hin und her und feiern sich und ihr Leben und Millionen Möglichkeiten, die Tonnen an Zeit, die vor ihnen liegt. Sie sorgen nicht, sie sind einfach nur. Sogar sie fühlen sich von den Sabberblicken der Männer noch ein bisschen schöner. Sie spüren, wie die Alten ihnen die Jugend neiden und machen sich größer als sie jemals sein werden.

So betrunken wie sie sind, jeder für sich ein bisschen anders und doch im Kern gleich. Jeder von ihnen kehrt die größte Sehnsucht heraus, sobald die Promillegrenze erreicht und das Torkeln beginnt. Nähe wollen sie oder Aufmerksamkeit. Vielleicht setzen sie sich auch nur in eine Ecke, bedauern sich öffentlich, ansonsten tun sie dies nur alleine im Wohnzimmer mit der Fernbedienung in der linken und der Knarre in der rechten Hand. Doch bevor man abdrückt, schaltet man lieber weiter und sucht das Elend in tausend Kanälen um sich besser zu fühlen.

Nicht jeder Betrunkene wird akzeptiert. Es gibt feine Nuancen. Nicht jeder ist der perfekte Betrunkene und wird der Flirt bei dem Büromauerblümchen noch als niedlich empfunden, ist es bei der alternden Abteilungsleiterin nur noch peinlich und macht einen betroffen. Der laute junge Kerl aus der Postabteilung, der die Mädchen um sich schart und einen Drink nach dem anderen spendiert, ist der Held des Abends, während der Chef, der seinen Kollegen einen ausgibt, doch einfach nur Sympathiepunkte sammeln will, die dumme Sau.

Nüchtern betrachtet, sind Betrunkene doch auch nur Menschen. Vielleicht mehr, als sie es nüchtern je sein werden.

müde

Müde bist du. Du wachst auf, weil der Wecker es dir so befiehlt. Mit dicken Augen siehst du in den Spiegel und weißt, du siehst beschissen aus. So wie du dich eben nunmal fühlst in dir drin und auch an dir dran. Der ganze Körper klebt vor Verdrossenheit. Mit schnellen Schritten rennst du zur Bahn, zum Job, zur Arbeit, zum täglichen Wahnsinn von 8 bis 17 Uhr. Kurze Momente des Wachseins. Meistens wenn du laut lachst. Wegen Albernheiten. Du malst dir Gesichter auf die Fingerkuppen, stülpst Himbeeren darüber und schüttelst die Finger zum widerwertigen Radioprogramm. Doch meistens bist du müde. Zäh der Tag, die Stunden rasen und schleichen. So wie sie es gerade wollen und es dir nicht in den Kram passt. Du wartest auf das Trampeln der Anderen, dass dir sagt, dass du endlich auch gehen darfst. Schnell noch Dinge erledigen, die du dir in den Kopf gesetzt hast und die mit Konsum zu tun haben. Schnell zu H&M, die Modetrends nicht verstehen und vor dem DANZIG-Shirt stehen und sich fragen, ob auch nur ein Mensch, der sich dieses Shirt hier kauft, jemals DANZIG gehört hat. Kurzzeitige Energie, die dich durchströmt. Shopping-Freude, nennt es der Profi. Verfliegt sehr schnell, wenn der dürre Junge an der Kasse die Endsumme nennt und man im Kopf ausrechnet wieviel Geld einem denn dann noch rein theoretisch und verdammt nochmal auch praktisch bleibt, für den Rest des Monats. Träge schleppt man sich nach Hause und doch dieser Stechschritt, der einen vorantreibt und einem jeder vorhält, wenn man denn mal mit anderen Menschen unterwegs ist. Was selten ist, da man doch gestresst ist und Dinge tun muss. Essen zubereiten und währenddessen fallen die Augen zu. Einfach so. Als hätte man seit Wochen keine Stunde mehr geschlafen. Sich selbst ohrfeigen, weil alles ist doch schön und gut und man kann doch froh sein um solch ein Leben andere Menschen müssen länger arbeiten, härter arbeiten oder noch viel schlimmer, die können gar nicht arbeiten und müssen den ganzen Tag zu Hause sitzen und Dinge hassen oder traurig sein. Das Essen ist verbrannt und geschmacksneutral aber es stillt das was sich Hunger nennt. Die Decke, das Sofa aber es entspannt nicht. Du wartest auf den Moment in dem eine Stimme dir sagt, dass du endlich ins Bett gehen darfst. Um endlich zu schlafen. Damals, als du jung warst, konntest du in solchen Momenten nicht schlafen. Stundenlang hattest du dich versucht in den Schlaf zu wälzen, immer tiefer hinein, doch er wollte nichts von dir wissen. Heute liegst du in diesem Bett, hörst dem Fernseher beim Schlafklimaverseuchen zu und bist eingeschlafen. Zehn Minuten, vielleicht sogar weniger. Du schläfst wie ein Stein, komatös. Kein Traum zwängt sich dir auf. Und doch erholt dich dieser Schlaf nicht mehr. Nicht mal am Wochenende. Denn alles an dir ist müde und träge und du trauerst den Zeiten hinterher an denen du agil und voller falscher Lebensfreude warst. Der Wecker lärmt, du stehst auf, brav wie du bist, ein Vorbild für all die Anderen, die nicht sehen können, wie beschissen du aussiehst, wenn du Morgens in den Spiegel siehst. Du bist einfach nur müde. Doch schlafen hilft hier schon lange nicht mehr.

Zu verkaufen

Viele fragen mich, wie es denn so sei, wenn man denn nun ein Buch veröffentlicht hätte und das Neue schon vor der Tür steht? Na gut. Eigentlich fragt einen keiner. Also wirklich niemand. Man hört nur Dinge wie „Ich lese dein Buch momentan in der Bahn.“ oder „Voll gut um Wartezeiten beim Arzt zu überbrücken.“ oder „Ey, das Bier war echt OK.“ Wenn man keinen Namen in der Literaturwelt hat oder großen Fame durch Blog, Twitter, Videos bei diesem komischen Fotoding mit dem Geist, dann passiert nämlich rein gar nichts. Man kauft selber einige Expemplare des Buches, kann sich nicht richtig freuen, weil der Stress der letzten Monate einen gefühlsmäßig ausgehungert haben und macht weiter das, was man semi-gut kann. Arbeiten. Ganz normal. Mit Büro und Kunden und Kartoffelsalat mit Würstchen, weil der Kollege Geburtstag hatte. Man ist weder steinreich, weil man die Tantiemen spendet, noch wird man eingeladen zu lustigen Partys oder angefragt für tolle Interviews, bei denen man erzählt, dass man bei vielen Geschichten erstmal eine halbe Dose Bier trinken musste, um auch nur ansatzweise eine Idee ins Gehirn gekotzt zu bekommen. Das Einzige was sich geändert hat ist, dass man mich mit meinem echten Namen nun bei amazon findet. Und ich bei einem Verlag als Autor gelistet werde. Aber ansonsten… nichts.

Nun die Frage ob das so soll, ob man Erwartungen haben sollte. Oder ob man einfach nur mit dem Buch im Wohnzimmer sitzen und sich darüber freuen sollte, dass man etwas geschaffen hat, was für die Ewigkeit ist. So ein bisschen zumindest.

Ich sitze in meiner Küche. Keine neuen Texte oder wundervolle Ideen, die mir aus den Fingern schießen. Die absolute Leere, bei der nicht mal ein ganzer Kasten Bier helfen würde. Das ist dann also die nüchterne Erkenntnis, dass man vielleicht doch kein Schreiberling ist, sondern Bürokraft, die ein bisschen Glück hatte mal auf die richtigen Tasten auf der Tastatur zu hauen.

Und weil ich nunmal noch einige von meinen Büchern hier liegen habe, die raus in die Welt und gelesen werden wollen gibt es hier den Deal des Lebens. Jeder der ein Buch mit Widmung, oder auch ohne, möchte, möge mir einen E-Mail schreiben. Das Schätzchen kostet 19,90 und weil ich so unglaublich gut drauf bin, geht das Porto auf mich. Ohne Bier, weil das Porto sonst mein Erspartes auffrisst.

Wer will? Du? Ja? Mail an brbrlala@gmail.com und schon gehts los.

Autor… was hab ich mir dabei nur gedacht.

wenn Liebe nicht reicht

„Manchmal reicht die Liebe nicht.“, sage ich. Halte mich an einem Bier fest oder der Zigarette. Hauptsache beschäftigen und die Stimme ruhig halten, um nicht anfangen zu weinen. Wie vor einigen Tagen mit zu viel Wein und zu viel Hysterie im Kopf und im Herzen und vielleicht auch im Bauch.

Wir highfiven. Haben den Trend „Trennungsjahr“ sicher umschifft. Uns gefeiert, die fünf Jahre mit einem Essen und sich schick machen und dabei albern vorkommen. Der Moment gerade verdient aber kein Highfive. Sondern nur eine Klatsche. Ins Gesicht. Stimmen von Fremden, die dir flüstern, dass du doch glücklich bist und man doch das Kind nicht mit dem Bade ausschüttet und wie klug sie doch alle sind. Ich sage dir, dass ich nur möchte, dass du glücklich bist. Irgendwann. Und dir was fehlen wird. Irgendwann mehr als im Jetzt. Und du sagst, dass wir das dann schon sehen werden. Du jetzt glücklich bist, wir glücklich sind. Doch denkt vielleicht auch jemand mal an mich? Daran, dass es für mich noch schwerer wird, wenn wir Jahr um Jahr kaputt Diskutiertes vor uns herschieben wie den nötigen Frühjahrsputz. Ich dann vielleicht noch mehr zerbrechen könnte, als jetzt schon? Ich deine Augen sehe, dich erlebe wenn dich das umgibt was du gerne hättest, was ich dir aber nicht geben kann, weil … es gibt so viele Argumente, die dagegen sprechen.

„Wir müssen reden.“ Wir reden, schweifen ab, lachen, weichen dem Thema aus. Da liegt es. Das Thema. Auf dem Tisch. Ich stupse es an, es quiekt. Dieses Thema, die dumme Sau. Es könnte doch alles so schön sein.

Plötzlich wird wieder gut geschlafen. Auf der linken Seite des Bettes. Ich tauche ein und den traumlosen Dunst aus körperlicher Müdigkeit. Mehr geht nicht. Kein erholsam in dem Wort Schlaf zu finden. Manchmal reicht Liebe allein nicht aus. „All you need is love!“ ist für Teenager, die ein ganzes Leben vor den Füßen haben. Erwachsene haben ein „Mein Haus, meine Yacht, mein Auto…“ Sogar wenn es um die Liebe geht.

Unmensch

Jeden Morgen stehe ich auf und male mich. Nicht mich an. Nicht diese Nummer mit Eyeliner und Mascara. Ich male mein Selbst. So wie ich bin, sein will. Ich versuche ein echter Mensch zu sein. Ein guter. Einer, der denkt, bevor er spricht. Was selten funktioniert. Aber ich versuche gerecht zu sein. In dem was ich tue. In dem wie ich mich Menschen gegenüber verhalte. Und ich male mit Farben, die ich oft selbst nicht kenne. Manchmal treffe ich die richtigen Farbtöpfe und der Tag und die Begegnungen mit den Menschen um mich herum stimmen sich farblich ab. Dann war es ein guter Tag. Mit einem Lächeln. Und manchmal gibt es diese Disharmonie. Sie ist nicht schlimm. Sie ist nie so drastisch, dass man das Bild des Tages wegwerfen müsste, weil es in den Augen brennt. Aber das ist auch gut so. Sogar Van Gogh, Da Vinci und wie die ganzen Ficker heißen, die krasse Kunstkacke am Start hatten, heißen mögen, haben ganz sicher so manches Bild in die Tonne gekloppt.

Doch dann kommt der Tag an dem ein Mensch, der dir sonst positiv gesonnen war, einen Edding auspackt. Er nimmt ihn, setzt an und schreibt auf deine Stirn Unmensch. Vielleicht weil er nur verletzt ist, vielleicht aber auch, weil er dich verletzen will. Und dann wache ich auf, beginne zu malen, wie jeden Morgen. Aber da ist es. Dieses dicke, fette, krakelige ‚Unmensch‘. Auf der Stirn. Kein Farbton der es übertünchen könnte. Und ich frage mich, hat dieser Mensch Recht. Die Tage über, trotz dieses Tags auf der Stirn, tänzeln nette Menschen um einen herum. Sie malen an dir. An mir. Sie malen kleine Blumen und Herzen und versuchen dich zu versüßen. Mich zu versüßen. Ich nehme es war. Doch sehe ich nur dieses Wort. Und schlafe mit einem bitteren Geschmack von Selbstgerechtigkeit ein.

Die Tage vergehen, der Edding verblasst. Die Pinsel tun das was sie am besten können und ich versuche den Gedanken wegzuschieben. Halte mich zurück. Versuche zu verschwinden. Schattengrau zu werden, statt neongrün. Es funktioniert. Man nimmt mich nicht mehr wahr. Die Blümchen werden weniger. Und es umgibt mich das sichere Grau des Schweigens. Doch es reicht nur ein kleiner Klecks signalrot. Vielleicht nicht mit Absicht. Ein kleiner Tupfer dort wo das Herz sitzt, vielleicht auch die Seele. Und schon beginnen die Nächte kürzer zu werden weil die Gedanken toben und ich mich hinterfrage. Immer und immer wieder. Listen, die geschrieben werden. Menschen, die einen bestätigen, ohne es zu müssen. Aber man hört nicht hin. Tut es ab als Nettigkeit die es geben muss, sonst würde das Konstrukt Welt zusammenstürzen und verenden.

Tränen der Wut auf meinem Gesicht. Nicht stark genug um das Grau zu zerstören. Stark genug einzudringen. In mich. Mich zu hinterfragen. Mich stumm zu schalten.

Ich wollte nie gemocht werden. Immer nur akzeptiert. Ich wollte nie verletzen. Teste Grenzen, erkenne sie zu oft nicht. Und es schwappt immer wieder die Frage auf „Muss man mich wirklich so hinnehmen wie ich bin, oder bin ich einfach ein schlechter Mensch?“ Erkaufe ich mir Liebe mit Annehmlichkeiten, die ich anderen Menschen zukommen lasse? Bin ich ein Freier meiner Freunde? Was wäre wenn die Freigiebigkeit sein Ende fände? Stünde ich dann alleine da? Und vor allem, wäre es wirklich so schlimm?

Ich kippe die bunten Farben, die strahlenden, weg. Sehe keinen Sinn darin. Nicht im Moment. Es bleiben die Töne die an Wein, Bier, Whisky und an das Vergessen erinnern. Weil vielleicht hatte der Edding Recht…

Ich gehe zu Karstadt. Schreibwarenabteilung. Die Auswahl riesengroß. Weil es in dort selten einen Spiegel gibt, muss die Handykamera herhalten. Ich hole den dicksten Edding heraus, teste ihn, an mir. Mit dicken Lettern in Spiegelschrift ein ‚WER BIST DU ÜBERHAUPT?‘. Auf der Stirn. Das Wort ‚Unmensch‘ schimmert durch.

Ich ignoriere es und lasse den Stift einfach fallen.