Specki

Ich mag meinen Körper nicht. Punkt. Das ist kein Grund zum Verzweifeln und zum Lesen von Motivationsbüchern oder Diätratgebern. Es ist eine Tatsache, die sich nun schon mindestens zehn Jahre herauskristallisiert hat. Ich beschreibe es gerne mit einer biblisch anmutenden Anekdote.

Als der liebe Gott die Menschen erschuf war er voller Vorfreude. Jedem gönnte er so diese Winzigkeit, die einen besonders macht. Hier ein paar längere Wimpern, dort der richtige Hüftschwung, ach, und weil wir besonders gut drauf sind, kriegst du, weil du so nett lächelst, wunderbar straffes Bindegewebe. Als Gott mich machte, war Montag. Das gesamte Wochenende hat er durchgesoffen weil einige der Engel Jubiläum hatten. Mit einem fiesen Kater auf dem Kopf und in den Gliedern setzte er sich an seine Werkbank. Das Wetter war schlecht, es regnete, schneite, donnerte, hagelte und stürmte wie wild und er war mit seinen neuen Jesus-Latschen außer Haus gegangen. Durchnässt und verschlafen machte er sich also an die Arbeit. „Mh! Heute machen wir die Barbara. Boah, was hab ich keine Lust. Echt jetzt. Du blöder Lehmklumpen stinkst aber auch echt gewaltig. Naja, dann hauen wir mal rein.“ Parallel kotzte er einige Male in den Papierkorb, der neben ihm stand. Einfach zu viel Erdbeerbowle mit Himmelsgewitter. Das verträgt er doch nie. Und während er so kotzt und matscht, vergisst er ein paar Stellen zu glätten, die Proportionen nicht ganz so ausgeglichen, aber weil Montag ist und ihm sowieso heute alles egal ist, lässt er diese Barbara genau so produzieren.

Ich für meinen Teil, finde das nicht schlimm. Naja, sicher gibt es so diese Mädchenmomente in denen ich halbnackt vor einem Spiegel stehe und mich imaginär anspucke, weil ich alles an mir unschön und unförmigst finde. Aber diese Momente gehen auch vorbei und ich finde es gibt genug andere Dinge an mir, die nerviger, hassenswerter sind, als der Hüftspeck, der über die Hüften rutscht. Es gibt ja sogar ein paar Dinge, die finde ich eigentlich ganz in Ordnung an mir. Die Augen zum Beispiel. Hat er gut hingekriegt finde ich. Ein bisschen klein geraten, aber man kann ja nicht alles haben.

Das ich meinen Körper nicht mag, schränkt mich nicht zwingend in meinem Leben ein. Ja gut, ich geh nicht schwimmen. D.h. wenn sich alle anderen halbnackt in den Schwimmbädern räkeln, sitze ich irgendwo mit hochgekrempelter Hose im Schatten und schwitze vor mich hin. Aber auch wenn ich meinen Körper nicht abstoßend finden würde, würde ich wohl auf den Badespaß verzichten. Liebe Leute, macht euch mal eines klar. Ihr lauft da in winzig kleinen Stofffetzen rum. Wenn jemand von euch verlangen würde, ihr solltet nur in Unterwäsche bekleidet rumlaufen, würdet ihr das auch nicht machen. Versteh ich nicht. Ich finde das nicht schön. Ich würde, ob mit Flachbauch oder ohne, nicht nur in unterwäscheähnlichen Stoffteilchen rumlaufen wollen.

Der Sommer ist sowieso ein bisschen das Härteste für so einen Körperhasser wie mich. Ich würde mich hüten, mir eine kurze Hose zu besorgen. Wo kämen wir denn da hin? T-Shirt geht klar, darf sogar was sein, ohne Ärmel, mit Ausschnitt und so. Weil den geistigen Totalausfall hat man ja dann doch nicht. Aber das war es dann auch schon. Beim Einkaufen schiele ich immer ein bisschen auf diese kurzen Beinkleider und frage mich, ob ich mich einfach nur zu sehr anstelle. Wische den Gedanken wieder weg und alles ist wieder gut.

Manchmal versteht man mich nicht. Es ist nun nicht so, dass ich jedem, dem ich begegne, erzähle, dass ich mich unwohl fühle in meinem Fleischmantel. Aber manchmal kommt das zur Sprache. Wenn z.B. andere davon berichten, dass sie Diäten machen, mich ankucken, nach meiner Meinung fragen und mir dann erwidern, dass ICH ja sowieso keine Diät nötig hätte. Ich frage mich immer warum diese Leute das dann immer sagen müssen. Weil sie es selbst gern hören würden?

Ich mag Kleidung. Lagenlook finde ich noch superer. Damit kann man alles verstecken was man will. Was mir meist nicht gelingt weil ich das Talent besitze, dass bei mir einfach immer alles rutscht. Ob nach oben oder nach unten. Die Kleidung will scheinbar weg von mir.

Na und weil ich grad beim Thema bin. Kein Wunder, dass ich mich fett fühle und unansehnlich. Ich sage nur Klamottenläden. Ich bin ja jetzt nicht soooooo dick, jedoch wird mir dies durch gewisse Konfektionsgrößen vermittelt. Wenn ich noch ein wenig mehr zunehme, dann darf ich in der Übergrößenabteilung einkaufen. Weil bei 40 hört es auf. Denn das ist scheinbar schon eine Kleidergröße, die nach einer Nulldiät schreit. Prost Mahlzeit. Nur das diese 40er-Hosen so selten dämlich ausfallen, sodass ich zwar meinen Arsch reinpacken kann, dann aber die Hälfte der Hose abschneiden müsste, weil sie zu lang ist, so weit wird wohl nicht gedacht. Naja, vielleicht bin ich aber auch nur das einzige Montagsfabrikat, das der liebe Gott so verunstaltet hat.

Fazit: Ich finde meinen Körper beschissen. Kann ich mit leben, andere können das nicht und quälen sich. Wenn ich also jemals über meinen Körper meckere, tu ich dies nicht, um Komplimente zu erhaschen. Ich glaub es ja sowieso nicht. Ich tu das, weil es eine Feststellung ist. Für mich. Weil es mir wieder bewusst wird und ich manchmal meine dies mitteilen zu müssen. Wie mit diesem selten dämlichen Eintrag.

Darauf ein weiteres Döschen Red Bull und in den Kaffee immer zwei Stück Zucker. Egal wie klein die Tasse auch sein mag.

15 Gedanken zu “Specki

  1. Also es gab mal einen weisen Mann, der hat folgendes gesagt. „Richtige Frauen haben richtige Formen. Und richtige Männer wissen das auch und lieben es“. Heißt auf gut Deutsch: „Wenn Du denkst das Du zu dick bist, dan suche nach einem Mann dem das völlig egal ist und der Dich 2. genau so mag wie Du bist“! Und das dürfte ja nicht sehr schwer sein, oder?
    Ich z.B. verstehe gerade nicht so ganz wieso Du Dich zu dick fühlst, aber ich kenne Dich ja auch gerade mal seit 1,5 Minuten. Das sind also genau 1 Minute länger als es irgendwer auf der Straße tut der an Dir vorbei läuft. Wow! Ist das nun so eine Art Mini-Date oder was? 😉
    Jedenfalls ist es der aller-, aller-, allergrößte Dummfug sich einzureden das nur die Kleiderindustrie einem zu sagen hat ob man nun schön oder sexy oder weiblich oder erotisch sein kann. Völliger Humbug hoch Zehn!!!
    Laß Dir bitte nicht so’n Blödsinn einreden.
    Menschen die einen kleinen Wohlfühlbauch haben sind nun mal Genußmenschen, oder? Ist ja auch gut so. Ist ja auch völliger Käse in ein Restaurant zu gehen, nicht zu wissen was man essen soll, weil alles viel zu lecker und viel zu fettig ist und am Ende ißt man dan aus lauter Verzweiflung die Tischdekoration und geht mit leerem Magen heim. Das ist doch Quatsch!
    Ich habe auch einen Bauch. Einen kleinen, aber er ist nun mal da. Genau da unten! „Hallo Du da! Du Anhängsel!“. Er ist fast schon immer da gewesen. Mal mehr und mal weniger. Wir haben uns aufeinander eingespielt. Ich bin der verrückte Typ und er ist für mein Teddybärimage und als Kopfstütze da. Er könnte natürlich kleiner sein. Aber zum Glück ist er kein Schabbelbauch oder eine Bierplautze, sondern einfach ein Wohlstandsbäuchlein, weil ich seit Jahren angefangen habe einen Ganz zu viel runter zu schalten. Bin also selber dran Schuld und nicht er. Er wächst ja nur wenn ich ihn füttere. Also kann ich auch was dagegen machen. Im Moment leider zu wenig, wegen Zeit, aber ich bin derjenige der entscheidet wie dick oder nicht dick ich sein kann, möchte, sollte. Und nicht die anderen die da draußen rumlaufen!

    • Naja, also zum Ersteren. So von wegen Mann und suchen der einen so liebt wie man ist. Es ist mir ziemlich egal, ob mich ein Mann trotz meiner Oberschenkel mag oder grad wegen dieser. Ich allein fühle mich unschön und das hat nichts mit Männern, Frauen oder sonstigem Liebesmaterial zu tun. Ich verbringe mit mir 24/7. D.h. ich bin der einzige Mensch, bei dem es zählt, ob ich es gut finde oder nicht.
      Das mit der Kleiderindustrie ist auch so eine Sache. Mit dem derzeitigen Modeempfinden meiner Umwelt kann ich sowieso schon mal nix anfangen. Zu sehr 80er und zu wenig äh… anziehbar. Es ging mir mit der Erwähnung eher darum, dass es kein Wunder ist, dass sich alle Welt von einer Diät in die nächste stürzt, wenn es mir als Ottonormalmensch nicht mehr möglich ist, passende Kleidung zu finden.
      Und wie ich eigentlich den ganzen Text über sagte. Ich finde mich nicht attraktiv. Das hat nicht nur was mit irgendwelchen speckigen Körperteilen zu tun. Es sind die Pickelchen, die Haare an den falschen Stellen, hier und da. Ein Gesamtbild, das ich für mich selbst nicht schön finde. Aber ich finde es ganz in Ordnung. Es interessiert mich kaum. Da es wie gesagt Schlimmeres und Wichtigeres gibt.

      • Ich habe mir jetzt mal einiges aus Deinem Blog durchgelesen und ich muss sagen: interessant und auch sehr eigensinnig. Und das finde ich gut. Ja, ich weiß: ich könnte es eh nicht ändern. Schon klar! Aber ich find’s gut das Du schreibst was Du denkst und wie Du es schreibst. Dieses „raus lassen“ ist noch so eine Sache an der ich manchmal verzweifle. 😦 Ich würde ja gerne, aber da ist diese Sperre die mir sagt: „Das kannste jetzt aber echt nicht schreiben. Was denken denn die Leute von Dir?“. Tja, was denken sie denn von mir? Meine Kollegen sagen ich wäre extrem lusti8g, zuverlässig, pünktlich und leider gegenüber zu vielen Leuten zu direkt. Autsch! 😦
        Meine Freunde sagen ich wäre extrem luistig und hilfsbereit und offen und ein guter Freund. Tja, nur das Dumme ist ich sehe sie viel zu wenig, wegen meiner Arbeit.
        Frauen haben mal über mich gesagt ich wäre extrem lustig (irgendwie wiederholt sich das dauernd, oder?), hilfsbereit (kann auch negativ sein) und so ein super Typ zum zuhören und reden und kuscheln und ausheulen. Gaaaaaaaaanz toll, wenn man dann als Mann seit über 3-4 Wochen ganz andere Gedanken im Kopf hatte und andere Absichten hatte. Grummel! Aber ich war halt immer dieser gute-Laune-guter-Freund-großer-Bruder-Typ und weniger die animalische Sau auf die die Frauen aufspringen wollten und die mir das Hemd vom Leib reissen wollten. Stöhn! 😦
        Was das jetzt alles mit Deinen kleinen Problemzonen zu tun hat???? Na ja, ich denke mal das Du auch Deine großen Vorteile und positiven Seiten hast, oder? Und wenn diese positiven Seiten die Überhand haben, dann kannst Du doch sicher sein das sehr, sehr viele Leute solche kleinen „Kuschelzonen“ völlig übersehen bzw. sollten es zumindest Deine Freunde tun, oder? Für die bist Du nicht das Speckröllchen, für die bist Du die gute Freundin und die tolle Zuhörerein und einfach Du, so wie Du bist!

      • Du rennst hier grad offene Türen ein, weil ich ja, wie gesagt, grundlegend kein Problem damit habe. Denn hätte ich eins, dann würde ich was dagegen tun, denn das selbe verlange ich von den Menschen in meinem Umfeld. 🙂

  2. Du solltest Dich NICHT damit abfinden ! Mehr als Größe 38/40 sollte nicht sein, muß auch nicht sein, vorallem nicht in jungen Jahren. Denn wir werden leider älter und idR. verschärft sich das Problem. Jetzt hast Du es ggf. noch leicht das Ruder rumzureißen – später wird es Dir bei noch so großen Kraftanstrengungen nicht gerade leichterfallen.
    Nix wie ran an den Speck ! Das hat übrigens auch viel mit Selbstdisziplin zu tun und gerade im Sommer sieht man das Drama besonders.

    • Ich musste grad kurz lachen. Nicht weil ich mich über den Kommentar freue oder lustig mache. Aber ich finde es witzig. Da schreibe ich mir die Fingerchen hornhautig und dann so was? Ich persönlich, kann damit leben. Und es ist mir auch egal, ob sich das Problem verschärft. Ich lebe grundsätzlich nicht gesund. Ich rauche, trinke und sitze sehr nah vor meinem Bildschirm in der buckeligsten Haltung die es gibt. Nur weil ich meinen Körper, so wie er ist, nicht mag, muss ich nicht damit anfangen ihn von einer Diät in die andere zu treiben. Denn ich weiß, wo DAS enden kann. Denn dann fängt es an. Und da ich nicht fähig und auch nicht gewillt bin, mein gesamtes Leben umzustellen, würde es darauf hinauslaufen, dass ich irgendwann 120 Kilo wiege. Wegen Diäten die ich mir selbst auferlegt habe.
      Und welch ein Drama sieht man bitte? Menschen die nicht irgendeinem Ideal entsprechen? Dramatisch! Ist es eben nicht. Es kann einem egal sein.
      Und nur am Rande. Ich wog von 55 Kilo bis 80 Kilo alles. Ich mochte meinen Körper mit 55 Kilo nicht, nicht mit 60 und auch nicht mit 80. Es ist eine grundlegene Einstellung mir gegenüber und die mache ich nicht von meinem jetzigen Gewicht abhängig, dass ich momentan gar nicht kenne, weil es mich nicht interessiert und es nunmal nur eine Zahl ist.

      • Bekehren? Zu was? Dazu, dass ich mein Leben umkremple? Es ist vielleicht grundlegend richtig, wenn man auf seine Gesundheit achtet. Spricht rein gar nichts dagegen. Aber ich weiß, dass ich damit auch nur hinauszögere, was auf alle von uns wartet. Und ich mag mein Leben. So wie es ist. Auch wenn ich dann ab und zu, wie ein kleines Mädchen bockig in meinen Oberschenkel kneife. Weil die zu dick sind. Es gibt so viel Wichtigeres. Für mich persönlich. Und wenn ich bald in ne 42 passe, dann heule ich eine Runde und dann ist auch wieder gut. So einfach ist das.

  3. Nee, nee, nee!!!!! Man sollte sich nicht von dem abhängig machen was andere sagen oder denken! Man sollte sich so mögen wie man ist und wenn man das nun mal gherade nicht kann, dann sollte man daran entweder etwas ändern oder zumindest ein gewisses Mittelmaß aller Dinge finden.
    Man sollte die Vorzüge an sich hervorheben und die kleinen Macken fallen lassen oder sie mißachten. Macken hat jeder. Mal mehr und mal weniger! Damit zurecht kommen ist die Kunst. Ob man sie dann bekämpfen will, steht auf einem anderen Blatt.

  4. Ich bin ein Montagmorgenwinterkind. Ich frage mich bloß, ob man sich irgendwann dran gewöhnt oder resigniert oder ob es einfach immer unangenehmer wird.

  5. Herrlich, was du so schreibst. Und obwohl ich mich mag und schwimmen gehe und shoppen gehen und die schwindeligen Absätze noch nicht abbrechen, habe ich einfach KEINE LUST mich permanent gut zu finden.
    Nein, auch nicht als ‚weiblich‘, ’sportlich mit Rundungen‘, ’nette Größe 40′. Wenn ich eine Körperzone habe, die quasi danach schreit, dass sämtliche Lebensmittel unter Starkstrom gesetzt werden oder nach einem Auslandsjahr in ganz, ganz hinten in Afrika, dann möchte ich sie nicht streicheln und eincremen und mir sagen, wie toll ich doch bin. Ich möchte meinen Körper ungestört hassen dürfen. Nicht als Freizeitbeschäftigung, nicht ständig, aber bitte, lasst mich doch mal in Ruhe scheiße sein, ja?
    Ich hör ja wieder auf. Morgen und so.

    Was dich angeht, nimm ab. Nimm nicht ab. Aber alles auf jeden Fall sehr intensiv und gut dokumentiert.

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